Die Große Halle

"Ams!" Sofort legte Luke seinen Arm um sie. "Was ist los?", fragte er leise und musterte sie besorgt.

Die einzige Reaktion die Amalie hinbekam war ein stummes Kopf schütteln. Zu mehr war sie nicht im stande.

Luke zog sie an sich und rieb ihren Oberarm. "Wollen wir vielleicht kurz rausgehen?", fragte er leise.

Veronica griff erneut nach Bens Hand, als er ihr diese hinhielt und drückte sie kurz.
Schließlich kam Amalie wieder zu ihnen. Sie sah, offen gesagt, fürchterlich aus. Arme Amalie.

Amalie sah ziemlich mitgenommen aus. Sie tat Matt leid. Sie hatte in den letzten Wochen schon so viel durchmachen müssen und jetzt nochmal so ein schwerer Schlaag. Matt fragte sich, warum das alles aufeinmal kommen musste. Warum tat das Schicksal mit ihnen. Er hatte keine Antwort drauf, aber er hätte gerne eine. Matt wünschte sich, dass jetzt alles besser würde. Daran glauben konnte man ja mal. Glaube soll ja Berge versezten. Ein Versuch war es wert.
Matt schaute traurig rüber Amalie und danach zu Sally. Wenn ihr auch noch etwas passieren würde, dann wäre der Sack gestrichen zu voll. Also verscheuchte er schnell den Gedanken aus seinem Kopf. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und versuchte einigermaßen normal zu wirken. So verwirrt wie in letzter Zeit war er noch nie gewesen.

Amalie merkte nicht, dass sie von allen am Tisch angestarrt wurde als sie sich wieder setzte. Sie schüttelte wieder nur stumm den Kopf, auf Lukes Frage hin. Sie konnte jetzt nicht reden. Es war ihr einfach alles zu viel.

Luke runzelte die Stirn. "Sag Bescheid wenn ich irgendetwas für dich tun kann, okay? Egal was." Er küsste sie kurz auf die Stirn und rieb dann beruhigend mit seiner Hand ihren Rücken.

Etwas zögernd nickte sie. Was sollte sie auch groß sagen.. Was sollte Luke schon tun können. Marie ist tot und sie bleibt tot.

Ben wandte sich demonstrativ Ver zu. Er konnte sich denken, wie unangenehm es war, von allen angestarrt zu werden, vor allem in einer solchen Situation. Eigentlich sollten sie alle Amalie in Ruhe lassen, außer vielleicht Luke, er stand ihr wohl am nächsten von allen Anwesenden, aber es war schwierig, diese mitleidigen Blicke zu unterdrücken. Er selbst erwischte sich ein paar Mal dabei, wie er der Ravenclaw wieder einen kurzen Blick zuwarf.

Die Stimmung war nun sehr gedrückt und eine unangenehme Stille hatte sich über die Gruppe gelegt. Veronica schaute hinunter auf ihre und Bens Hand, mit der sie etwas nervös herumspielte. Sie würde gerne die Stille brechen oder irgendwo anders hingehen, damit Amalie etwas Ruhe hatte, aber beides wäre wohl irgendwie seltsam und oder unangenehm für alle Beteiligten.

Amalie merkte dass sie die Stimmung hier am Tisch arg runter zog. Ohne ein Wort stand sie auf und verschwand aus der Halle.

--> Viadukt

Luke schaute kurz entschuldigend in die Runde, dann erhob er sich und folgte Amalie.

-> Viadukt

Veronica schaute den beiden nach und seufzte.
"Arme Amalie.. warum kann auch nicht einmal alles gut sein? Ich finde, wir hätten langsam alle mal etwas Schönes verdient.", meinte sie.

Ben seufzte. "Da hast du wohl recht." Er löste seine Finger von Vers und legte ihr die Hand stattdessen auf den Rücken. Abwartend schaute er sie an.

Veronica schloss kurz die Augen, als Ben ihr die Hand auf den Rücken legte. Warum konnte es nicht einfach so sein wie vorher, da hätte sie diese Geste einfach als schön und tröstlich empfunden, anstatt sich erst sagen zu müssen, dass es das war und sich damit abzufinden. Aber schließlich öffnete sie die Augen wieder und lächelte Ben leicht an. "Bis zum Ball muss ich das noch ein bisschen besser hinbekommen, sonst werden das keine flüssigen Tänze, was zu schade wäre."

"Ach, Abhärten jetzt als Extremsport?" Ben lachte leise, ließ dann jedoch seine Hand ruckartig an ihre Taille wandern und zog sie ganz dicht an sich. "Wie du willst.", flüsterte er ihr leise ins Ohr.

"Ja, so ungef-" Weiter kam Veronica nicht, da Ben sie plötzlich dicht an sich zog. Ihr Lächeln war einem leicht geschockten Ausdruck gewichen und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wusste nicht so ganz, wie sie damit umgehen sollte. Ihr Insinkt riet ihr, das so schnell wie möglich abzubrechen, aber ihr Verstand versuchte ihr klar zu machen, dass es okay, sogar gut so war.

Ben musste wegen Vers Gesichtsausdruck lachen, rückte daraufhin wieder ein kleines Stück weg. "Wir müssen wohl ein Mittelmaß finden."

"Hör auf zu lachen", meinte Veronica, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte und stieß Ben leicht ihren Ellenbogen in die Rippen.
"Ja, das wäre nicht schlecht." Für ihren Instinkt war es noch immer etwas zu nah, aber sie versuchte, das soweit möglich zu ignorieren.

"Entschuldige, dein Gesichtsausdruck war einfach nur göttlich." Er rieb sich den Brustkorb. "Man, du kannst ganz schön rabiat sein, weißt du das? Eigentlich müsste ich dich dafür ja bestrafen..." Ein schalkhaftes Grinsen stahl sich in sein Gesicht, als er Ver urplötzlich packte und auf seinem Schoß platzierte, seine Arme fest um sie geschlungen.

Veronica schlug sich die Hände vor den Mund, um nicht vor Schreck zu schreien. Ihr Instinkt hatte kurz die Überhand und der Ausdruck in ihren Augen war fast panisch. Als sie sich wieder etwas unter Kontrolle hatte, wand sie sich sanft, aber bestimmt, aus Bens Griff, setzte sich wieder auf die Bank und fuhr sich mit leicht zittrigen Händen durch ihr Haar.

"Entschuldige, ich habe wohl etwas übertrieben." Besorgt musterte Ben sie. "Gehts wieder?", fragte er fürsorglich.

"Ja, ich war nur.. ich war nicht vorbereitet.. überrascht. Alles gut." Veronica lächelte leicht, sie war noch etwas zittrig, aber sie versuchte, so gut es ging wieder runterzufahren.

Ben musterte sie kritisch und bemerkte verwirrte Blicke vom Rest des Gryffindortisches. Zwei Drittklässlerinnen, die ein paar Plätze weiter saßen, funkelten ihn empört an. "Sollten wir das eventuell-ähem- verlegen?"

Auch Veronica sah, wie Einige am Tisch sie ansahen. "Ja, wäre wohl nicht schlecht.. Und wohin?"