Die Große Halle

Dankbar drückte Veronica Bens Hand. "Obwohl ich manchmal unausstehlich bin?"

Ben musste lachen. "Auch wenn du nicht immer auf heiter Sonnenschein tust und deine Gefühle nicht versteckst, ja."

Veronica schnitt Ben eine Grimasse.
"Lass uns irgendwas machen. Irgendwas spaßiges." Veronica hatte auf einmal so etwas wie einen Energieschub und wollte nicht mehr in der Halle rumsitzen.

Ben runzelte die Stirn. "Und was?" Ewas verwirrt über Vers plötzlichen Stimmungswandel schaute er fragend in die Runde.

"Hm, ich weiß auch nicht. Irgendwas. Lass dir was einfallen." Als Veronica Bens verwirrten Gesichtsausdruck sah, musste sie grinsen. Sie hatte öfter solche unerwarteten Stimmungswechsel.

Matt beobachtete Veronica und Ben. Er musste lächeln. Anscheinend schaffte Ver es, langsam ihne Probleme in den Griff zu bekommen. Er freute sich dafür. Wenn seine Freunde glücklich waren, war er es auch.
Matt schaute rüber zu Sally und legte einen Arm um sie. Ihre Nähe tat ihm gerade gut. Momentan lief alles gut zu laufen. Hoffentlich täuchten sie sich nicht, schließlich wollte Mr. Peck alleine mit Amalie reden.
"Sag mal, Luke. Weißt du was Mr. Peck mit Amalie bereden könnte?"

Luke seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Er hat gesagt, dass es um ihre Schwester geht, die seit einiger Zeit vermisst wird. Und wenn nicht Dumbledore kommt um sich mit ihr zu freuen, und ihr wisst, der Kerl würde sich Amalies strahlendes Gesicht nicht entgehen lassen, dann kann es nichts Gutes bedeuten. Arme Ams." Er seufzte erneut.

Zu früh gefreut.
"Das mit Amalies Schwester hab ich total vergessen."
Eigentlich wusste Matt nur, dass Amalies Schwester verschwunden war, mehr nicht. Sally und Amalie wollten ihn und Ben eigentlich einweihen, hatten aber das nach der Sache mit Katie total vergessen. Es tat ihm leid, dass Mr. Peck Amalie höchstwahrscheinlich keine gute Nachricht überbringen würde. Das auch immer alles schlechte aufeinmal passieren würde.

Sally folgte den Gesprächen zwischen Ben und Ver. Anscheinend schafften sie es, sich wieder einzukriegen und sich auszureden. Sally freute sich, dass sie sich doch zusammengerauft hatten. Sally kuschelte sich an Matt, als er einen Arm um sie legte.
Sie hörte dem Gespräch zwischen Luke und Matt zu. Amalies Schwester? Oh... das war völlig unterdrückt worden. Durch die Sache mit Katie hatten sie alles andere vergessen. Als Luke meinte, dass Mr. Peck warscheinlich keine guten Nachrichten für Amalie hatte, schaute sie Sally etwas traurig Amalie und Mr. Peck hinterher. Auch wenn Luke warscheinlich recht hatte, was Amalies Schwester betraf, hoffte Sally trotzdem, dass dies nicht stimmte. Denn Amalie würde sicher am Boden zerstört sein. "Arme Amalie." sagte auch sie schließlich, immer noch ihrem Blick auf die Tür der Großen Halle gerichtet.

Amalie stockte der Atem als Prof. McGonagall mit einer verzauberten Trage herein kam. Das weiße Leinentuch mit welchem der vermutliche Leichnam ihrer Schwester verdeckt war, schien makellos. Langsam wurde das Gesicht der Person frei gemacht, um die Frau zu identifizieren. Amalie wagte nur einen kurzen Blick auf den leblosen Körper. Es war Marie. Ihre geliebte Schwester. Ihre einst Beste und einzige Freundin. Sie schluckte. In ihrem Hals bildete sich ein riesiger Kloß. Sie vergoss tränen - es schmerzte sehr. Doch wollte sie den anderen mit ihren 'Problemen' nicht auf die Nerven gehen. Immerhin ist vor kurzem erst Lucas's Schwester Katie verstorben. In ihr breitete sich eine große, kalte Leere aus. Geplagt von Fragen, die sie am liebsten Stellen würde, aber es aus Trauer, Wut und Enttäuschung nicht konnte. Warum waren ihre Eltern nicht hier? Warum konnten ihre Eltern bei diesem unglaublich schrecklichen Moment nicht bei stehen? Sie hatte keines Wegs mehr Lust auf den Ball. Am liebsten würde sie jetzt .. Sie hatte keine Ahnung wo sie jetzt am liebsten wäre. Aber weder hier, noch Zuhause. Schließlich siegte der Kopf über ihre körperliche Verfassung und ihr kam doch noch eine Frage über die Lippen:"Was ist mit ihr-" Sie stockte kurz. "ppassiert?" Sie musste sich an Mr. Peck festhalten um nicht um zukippen.

"Du bist die Kreative von uns beiden, denk du dir was aus." Ben grinste Ver an.

Kurz lauschte Veronica den Gesprächen über Amalies Schwester und seufzte. Die Ärmste. Veronica selbst hatte - bis auf die Tatsache, dass sie vermisst wurde - nicht wirklich etwas darüber mitbekommen, schließlich hatte sie nicht den besten Draht zu Amalie.
Als Ben nicht mit einer brauchbaren Idee rausrückte, überlegte sie kurz. "Hmm.. ist schwierig bei dem Wetter, da kann man ja nicht wirklich raus gehen um etwas zu unternehmen.. "

"Ja, ich will mich nicht schon wieder erkälten..." Ben schauderte bei dem Gedanken an seine ewig währende Erkältung. Erst vor zwei Wochen war er sie endgültig losgeworden.

"Genau, nicht, dass du am Ende noch den Ball verpasst."
Veronica überlegte, was man denn interessantes machen könnte, ohne raus in die eisige Kälte zu gehen.

Mr. Peck legte zögernd eine tröstende Hand auf die Schulter der Ravenclaw. "Ich kann Ihnen nicht viel mitteilen...", begann er langsam und machte eine Pause, in der er überlegte wie viel er der Schülerin zumuten konnte, "..., aber sie wurde wohl ermordet."

Sanft lehnte sie sich an die Schulter des Ministeriumsangestellten. Ihr Schluchzen war sehr leise, erfüllte dennoch den Raum, da außer ihr niemand ein Geräusch machte. "Wer ermordet denn einfach so eine wehrlose Muggelfrau? KÖNNEN SIE MIR DAS SAGEN?" Sie klappte zusammen und sackte in die Knie. "Sie hat doch keinem etwas getan..." Schluchzte sie vor sich hin. Wieso Marie - Warum nicht Sie.

"Dich in deinem Ballkleid- das lasse ich mir nicht entgehen.", erwiderte Ben leise und schubste sie leicht an.

"Wir wissen leider selbst noch nicht viel, da die Untersuchungen gerade erst begonnen haben. Genaueres wird uns wohl ihr Ehemann sagen können.", sagte Mr. Peck in einem beruhigenden Tonfall. "Allerdings haben wir das bei ihr gefunden." Er zog einen kurzen, leicht gekrümmten Zauberstab hervor. "Birke, 9 Zoll, Einhornhaar. Können Sie sich erklären wie ihre Schwester an einen solchen Zauberstab gelangt sein könnte?"

"Das solltest du auch nicht.", meinte Veronica grinsend und schubste Ben leicht zurück.

Langsam rappelte sie sich wieder auf ihre zerbrechlich dünnen Beinchen. "Einen ZAUBERSTAB??" Amalie ist entsetzt. Das passte überhaupt nicht zu Marie. Schnell wischte sie sich die Tränen weg und verschmierte dadurch leicht ihr Make-Up. "Marie hatte nie etwas mit Zauberei am Hut. Sie wollte nie etwas über Hogwarts und den Unterricht hören, geschweige denn über Zauberstäbe.. Können sie ihn nicht bei Mr. Ollivander identifizieren lassen? Meine Schwester wüsste außerdem gar nicht wie man einen Zauberstab benutzt." Überaus entsetzt schob sie sich zwei nervige Haarsträhnen hinter das Ohr. Was hatte es mit diesem Zauberstab auf sich?

"Es wurde bereits eine Eule an Mister Ollivander geschickt und, nun, das erklärt vielleicht auch den letzten Zauber, der mit dem Stab ausgeführt wurde. Offenbar war es lediglich ein schwacher elektrischer Schlag. Eine bekannte Auswirkung bei Zauberstäben, die in Muggelhände geraten. Wir vermuten, dass sich ihre Schwester gegen irgendetwas verteidigen wollte. Hat sie etwas in der Richtung in ihren Briefen erwähnt?"

Der Gedanke daran, wie die ärmste Marie sich kläglich versucht hat gegen einen der Todesser oder sonst irgendjemanden zu wehren. Mit einem Gerät in der Hand von dem sie keine Ahnung hat und dem Tode geweiht war brachte Amalie fast um. "Ich habe schon seit Monaten nicht mehr mit ihr geschrieben." Sagte sie leise.

"Nun gut, Sie sollten sich etwas ausruhen und vielleicht zu ihren Freunden gehen. In dieser schwierigen Zeit wollen Sie sicher nicht alleine sein.", meinte Mr. Peck schließlich. "Wenn wir noch weitere Fragen oder Neuigkeiten haben, melden wir uns." Er wandte sich um, um das Tuch wieder über den Leichnahm zu decken. "Wenn Sie sonst nichts mehr brauchen, können sie jetzt gehen. Mein herzliches Beileid." Mit diesen Worten entließ er Miss Winterstone.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen griff Ben nach seiner Kaffeetasse und trank sie leer. Kurz ließ er Vers Hand los, nur um mit seiner kurz ihren Oberschenkel zu tätscheln und sich eine neue Tasse einzuschenken, dann hielt er ihr sie erneut hin. Ihm erschien es besser wenn sie von sich aus den Körperkontakt suchte.

Sie brachte nur ein leises "danke." über ihre trockenen Lippen. Kreide bleich ging sie wieder hinüber in die Große Halle. Sie fühlte sich eher tot als lebendig. Ihr Magen hatte sich stark umgekrempelt und sie musste aufpassen, sich nicht augenblicklich zu übergeben. In einem schleichenden Gang durchquerte sie die Halle. Am Tisch angekommen, sagte sie kein Wort und platzierte sich wieder auf ihrem Platz. Den Blick starr auf den Tisch gerichtet.