Die Große Halle

Matt war so vertieft gewesen in sein Frühstück, dass er es gar nicht wirklich gemerkt hatte, dass die anderen alle nacheinander zu ihm gesellten. Nach einer Weile kam Sally und riss ihm so aus seiner Trance.
"Hey, Kleine", begrüßte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Backe. "Und, gut geschlafen?"

Amalie bemerkte wie sich Sally, die recht fade aussah, zu ihnen an den Tisch setzte. Sie konnte gar nicht verstehen warum man vor so einem wundervollen Winterball nicht gut drauf sein kann. Es mag vielleicht sein, dass sie immer noch um die Verstorbenen trauert aber leider kommen sie davon auch nicht wieder zurück. Dafür bräuchte man schon den Stein der Auferstehung.. Amalie konnte sich das nicht länger ansehen und sprach Sally euphorisch an:"Morgen Sally, Freust du dich auch schon auf den Ball? Weißt du denn schon was du anziehst?" Mit einem großen Lächeln auf den Lippen sah sie Sally entgegen.

Sally lächelte etwas müde in die Runde, als sie sie alle begrüßten. Als Matt sie dann fragte, ob sie gut geschlafen hatte, zuckte sie nur mit den Schultern. Immerhin hatte sie das nicht wirklich. Sie hatte irgendwie Albträume gehabt. "Und du?" fragte sie Matt dennoch. Als dann Amalie sie ansprach, sah sie zu ihr. Diese sprach sie auf denn Ball an, kurz darauf sah sie zu Matt. Die beiden hatten noch nicht ausgemacht, ob sie hingingen. Sie nahm Matts Hand und drückte diese kurz. Dann antwortete sie Amalie "Ich hatte schon eine Vorstellung, aber so richtig hab ich mich noch nicht entschieden." sagte sie lächelnd zu Amalie. "Hast du dich denn schon entschieden?" fragte sie diese nun.

Auf die Frage zuckte er ebenfalls mit den Schultern. Er hatte zwar geschlafen, aber ziemlich wenig bis gar nicht. Hat er die ganze Nacht wach gelegen, jedenfalls gefühlt.
Auf die Konfrontation mit dem Ball morgen war er nicht vorbereitet gewesen. Sie hatten sich ja noch gar nicht abgesprochen. Matt schaute daher Sally fragend an. Er wusste nicht, was er sagen bzw. tun sollte.

Amalie war ein wenig geschockt:"Heißt das, du hast noch kein Kleid? Du und Matt kommt doch zusammen nehme ich an, sprecht ihr euch da ab wegen den Outfits? Luke und Ich sind uns da noch unsicher.." Sie kratzte sich verlegen im Nacken.

Sally merkte Matt an, dass er verwundert war. "Doch ich habe schon ein paar Kleider, aber um ehrlich zu sein, wissen Matt und ich noch gar nicht ob wir hingehen." gab sie nun zu. Sie konnte es den anderen ja sagen. Nun sah sie kurz zu Matt und schaute dann wieder Amalie verstummt an.

Matt wollte nicht vor allen darüber reden, dass sie evtl gar nicht auf den Ball gingen. Natürlich könnten sie es wissen, das war ihm eigentlich egal und am Ende würden sie es so oder so erfahren, also was solls.
"Ich hätte auch etwas zum Anziehen, aber sicher ist es noch nicht."
Er versuchte die anderen zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Wie konnten sie sich auf den Ball freuen? Diese Frage ging ihm nicht aus dem Kopf.

Luke trank noch einen Schluck Kaffee. "Ich bin nur froh, dass die Trauerfeier vom Ball getrennt wurde. Wobei März schon relativ spät ist.." Mittlerweile konnte er wieder offener über Katie reden, vor 6 Wochen hätte er schon bei dem Wort Trauerfeier die Große Halle verlassen müssen.

Moment mal. Was hatte Lucas gerade gesagt. Die Trauerfeier ist nicht mehr mit dem Weihnachstball verbunden? Warum hatte er das nicht mitbekommen? Die ganze Zeit zerbrach er sich wegen dem Ball den Kopf, dabei gab es im Wirklichkeit gar keinen Grund dafür. Er war etwas erleichtert. Ziemlich erleichtert sogar. Eigentlich könnten Sally und er jetzt auf den Ball gehen, ohne Hindernisse.
Matt schaute zu ihr rüber. Ob sie es wohl auch gemerkt hatte, dass sie sich die ganze Zeit geirrt hatten. Hoffentlich.

Veronica setzte sich wieder normal hin und biss noch ein Stück von ihrem Toast ab. Von der Unterhaltung der Anderen hatte sie nicht viel mitbekommen, aber Matt war auf einmal sichtlich erleichtert.
Veronica fuhr sich kurz über ihre müden Augen und entschloss sich schließlich dafür, auch eine Tasse Kaffee zu trinken, die sie sich dann auch gleich eingoss.

Langsam zog Ben seine Hand zurück. Die Nachricht war unmissverständlich gewesen, auch wenn er das nicht so ganz wahrhaben wollte. Was war bloß mit Ver los? Warum war sie so abweisend ihm gegenüber? Vielleicht sollte er diese Scheinbeziehungssache noch einmal überdenken, auch wenn ihm der Gedanke, nicht mehr so oft in ihrer Nähe zu sein, weh tat.

Veronica merkte, wie Ben seine Hand zurückzog. Irgendwie fühlte es sich an, als hätte sich eine Eiswand zwischen ihnen aufgebaut, die zwar nur hauchdünn war, aber trotzdem so hart wie aus Stein schien. Veronica wusste weder, wie es dazu gekommen war, noch, wie man diese Mauer einreißen könnte. Sie wollte nicht, dass Ben ihr Handeln falsch interpretierte und doch könnte sie ihr Handeln nicht erklären, da sie selbst nicht wusste, warum sie im Moment was tat. Es war zum verrückt werden. War es vielleicht das? Wurde sie allmählich verrückt?

Missmutig biss Ben in seinen Toast und starrte die gegenüberliegende Wand an. Er fragte sich, wie der heutige Abend wohl werden würde. Er hatte Ver nicht gefragt, ob sie zusammen hingingen- sie ihn übrigens auch nicht, man lebt schließlich in einer modernen Welt- hatte aber eigentlich schon vor, zum Ball zu gehen. Doch ohne Begleitung? Und der Mut, Ver zu fragen, war seit dem Tag, an dem er sich ihr im Anzug präsentiert hatte, stetig geschwunden. Nun war nichts mehr davon übrig. Gott, hoffentlich hängte sich heute Abend keine nervige, kleine Viertklässlerin an ihn. Wenn doch, dann würde er zunächst Ver verfluchen, sich dann möglichst galant verabschieden und den Abend im Verbotenen Wald verbringen. Er hatte sich schon lange nicht mehr in seine Animagusform verwandelt, Ver hatte es ihm verboten, als er so erkältet gewesen war, aber anscheinend war ihr das jetzt ja egal, also konnte er in Ruhe seine Runden durch den Wald drehen.

Veronica schaute zu Ben rüber, der recht missmutig und griesgrämig die Wand anstarrte. Sie wollte die leicht angespannte Stimmung, von der sie noch immer nicht so recht wusste woher sie kam, auflockern und stupste ihn leicht mit der Schulter an.
"Hey", meinte sie dabei. "Was ist los?"

Ben zuckte vor Schreck zusammen, als Ver ihn ansprach. In Gedanken war er gerade an Hagrids Hütte vorbeigesaust. "N-nichts, wieso?" Schnell fing er sich wieder. "Was sollte denn sein?"

Veronica zuckte mit den Schultern. "Du schaust so.." Sie musste nach dem richtigen Wort suchen. "..abwesend.", meinte sie schließlich.

" Ich bin eben noch müde. Du doch auch, oder?" Ben kam diese Lüge schnller über die Lippen als das er darüber nachgedacht hatte.

"Schon gut, alles klar.", meinte Veronica. Bens Antwort hatte doch recht abweisend geklungen. Aber wenn er nicht mit ihr reden wollte, bitte, sie würde ihn nicht zwingen. Stattdessen wandte sie sich wieder ihrem Toast zu, an dem sie weiter herumnagte.

Jetzt reichte es aber. "Veronica..." Ben legte seine Hand auf Vers Unterarm, zog sie jedoch schnell wieder zurück weil er sich denken konnte, dass ihr das nicht passen. "Ich müsste eher dich fragen, was mit dir los ist. Habe ich dir irgendetwas getan?" Bittend schaute er sie an. Viel zu lange stellte er sich diese Frage schon. Lieber sollte sie das Pflaster mit einem Ruck abreißen statt ihn noch länger so seltsam zu behandeln.

Antoinette tat es Sarah gleich und füllte sich eine Schale mit Müsli - natürlich leckeres Schokomüsli und nicht diese komischen Haferflocken ohne Geschmack, die etwas für Magersüchtige waren. Antoine hatte in dieser Hinsicht recht gute Gene vererbt bekommen, denn sie konnte so viel essen, wie sie wollte, ohne dabei dick zu werden.
Während sie also genüsslich den ersten Löffel des Müsli aß, stellte Sarah kurz klar, dass sie auch in Hogwarts bleiben würde, wobei sie dem Schloss einen abwertenden Blick widmete.
Antoine zog die Augenbrauen hoch. Wie konnte Sarah nur so eine Kulturbanausin sein. "Hogwarts ist die schönste Burg. Es gibt wenige so imposante Bauten und ich finde es echt wundervoll, dass wir hier zur Schule gehen dürfen! Du weißt wie ich, dass es nicht nur das Absitzen des Unterrichts ist, sondern die wundervollen Gänge, die magischen Treppen, die verwünschenen Türen, die fantastische Halle mit der einfach zauberhaften Decke. Das alles ist einfach so magisch und so wunderschön!"
Ja, Hogwarts war wirklich die schönste Burg, die Antoine kannte - und sie kannte so einige. Zum 17. Geburtstag würde sie selbst eine Familienburg geschenkt bekommen - keine große, aber immerhin: eine eigene Burg!
Ein spitzer Schrei holte Antoine aus ihren Gedanken. "Hey Lizz!" sagte sie freundlich. Antoine mochte Lizz - jedenfalls ein wenig. Sie konnte nur nicht verstehen, wie jemand so intelligentes sich zur Sklavin von Sarah machte.

"Was? Nein, wie kommst du darauf? Was soll mit mir los sein?", fragte Veronica, ihr Ton eine Mischung aus Empörung und Verwirrung. Was sollte das denn jetzt?

"Was mit dir los ist? Keine Ahnung, das frage ich ja dich. Wie ich darauf komme?" Ben legte seinen Arm um Vers Taille und zog sie dicht an sie heran. Er konnte spüren, wie sie sich sofort verkrampfte. "Seit wann ist es so schrecklich für dich, wenn ich dich berühre?", flüsterte er leise in ihr Ohr.

"Ich weiß es nicht", flüsterte Veronica zurück. Es war eine Antwort auf beide seiner Fragen. Sie wusste weder, was mit ihr los war, noch, warum Berührungen auf einmal so unangenehm für sie waren.

"Sag mir Bescheid, wenn du es herausgefunden hast." Ben versuchte den Schmerz in seiner Stimme zu überdecken, was ihm nicht so recht gelang. Er lehnte sich vor, küsste sie kurz auf die Schulter, dann stand er auf und ging an den Ravenclaw-Tisch.

Luke stellte seine Kaffeetasse ab, stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab und lehnte sich zu Ver hinüber. "Veronica Isabella Santiago, was zur Hölle hast du mit dem armen, unschuldigen Bennji gemacht?"