1. September

Die Bremsen quietschten und ein lautes Pfeifen war zu hören. Der scharlachrote Hogwarts-Express war nun an seinem Ziel angekommen. Am Bahnsteig von Hogsmeade stand Der große kräftige Wildhüter mit dunklem Bart schon bereit um die Erst-Klässler abzufangen. Mit ihren schmächtigen Ärmchen versuchte Amalie ihr Gepäck von der Kofferablage zu hieven. Unglaublich ruhig quetschte sie sich durch die Menschenmenge nach draußen auf den Bahnsteig. Kurz atmete Sie auf. Wie immer stand sie alleine da. Natürlich machte ihr das nichts aus. Ihre Freunde (die wenigen die sie hatte) waren wohl noch im Abteil. Ihre Haare zu einem seltsamen Nest hochgesteckt. Ein paar einzelne Strähnen hingen über ihre Schulter hinab fast bis zu ihrem Bauchnabel. Ihr schwarzes Gewand ähnelte dem eines Gruftis. Sie würde die Uniform erst später anziehen, nicht das sie was dagegen hätte, nein ganz und gar nicht. Nur waren ihre eigenen Klamotten für die Zugfahrt bequemer. Mit schleichendem Gang machte sie sich auf den Weg zu den Kutschen, die von selbst Fahren. Mit einem kurzen Blick über ihre Schulter, hielt sie noch einmal nach ihren Freunden Ausschau.

Phoebe war sichtlich erfreut, dass die Zugfahrt endlich vorüber war. Es war kaum auszuhalten die gesamte Fahrt mit irgendwelchen seltsamen Leuten zu verbringen, die einen nichtmal anlächelten, und schon garnicht auf die Idee kamen etwas zu sagen. Ein paar mal versuchte sie die peinliche Stille aufzulockern, redete aber die meiste Zeit nur mit sich selbst. Irgendwann wurde es ihr zu blöd, und sie vertiefte sich in eines ihrer Bücher, und schrieb nebenbei in ihrem Tagebuch. Was ihr währenddessen sofort auffiel, war die unglaublich schöne Umgebung, die sie immer wieder in den Bann zog.
Quietschend kam der Zug zum stillstand, und Phoebe trat auf den harten Boden des Bahnsteigs, während sie mit ihren Koffern zu kämpfen hatte, und versuchte ihre Haare zu bändigen. Etwas unbeholfen lief sie Amalie hinterher. Sie setzte sich zu ihr in die Kutsche und spielte mit ihrem Armkettchen.
>>Und mal wieder,... wie jedes Jahr sitzen wir nicht zusammen in einem Abteil. Ich weiß ich sollte mich beim nächsten Mal etwas beeilen, aber das ist schneller gesagt als getan.<< Phoebe ließ ein schnauben zu hören. Sie hatte ja nix gegen die anderen, aber die waren so still und sagten nie was.

Endlich war es soweit, der Zug war angekommen und die Schüler eilten eifrig nach draußen. Sally dagegen wartete bis die meisten der Schüler sich draußen aufhielten und der Zug bis auf einzelne leer war. Dann erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und nahm ihren Koffer zu sich. Sally richtete ihre Haare und ihre Kleidung, da sie ziemlich erschöpft und zerzaust von der Zugfahrt war.
Daraufhin schlenderte sie gemütlich aus dem Zug und sah sich um. Es waren vielen neue Gesichter zu entdecken, aber auch eine Menge an alter. Sie sah momentan nur Leute mit denen sie nichts zu tun hatte, also beschloss sie schon an den Platz zu gehen wo die Kutschen abfuhren. Alle Kutschen standen schon bereit zur Abfahrt, doch Sally wartete noch kurz ob sie nicht doch jemanden Bekannten sah. Bis sie dann doch auf eine Kutsche stieg. Sie würde schon bekannte Gesichter treffen, spätestens in der Hogwartsschule.

Der Halt des Hogwartsexpress traf Luke so unvorbereitet, dass er seine Tasche fallen ließ und sich ca. 20 Stinkkügelchen in dem Abteil, in dem er mit seiner Schwester neue Streiche ausgeheckt hatte, verteilten."Mist.", stöhnte er, dann zog er sich den Kragen seines dünnen Sweatshirts über die Nase und schnappte sich seine Koffer. Hastig stellte er sie auf dem Bahnsteig ab und sprintete zurück in das Abteil, wo er Katies Koffer packte und sie nach draußen wuchtete. "Was hast du auch so viel Gepäck.", schimpfte er gedämpft durch den Stoff seines Oberteils und stellte die monströsen Gepäckstücke seiner Schwester neben seine. Der Gestank war mittlerweile sogar hier draußen unerträglich, sodass er sich beeilte, zu den Kutschen zu kommen. "Wir sehen uns später, Kittycat!" Er winkte ihr noch einmal kurz zu und wandte sich dann zu den Kutschen um, um nach einer Ausschau zu halten, die noch nicht voll besetzt war. Wie der Zufall es so wollte landete er in der Kutsche von Amalie. "Hey Amalie, schön dich zu sehen!" Er grinste sie breit an und freute sich wirklich. Er kannte die Ravenclaw, die im Jahrgang unter ihm war, schon eine Weile und mochte sie wirklich sehr.

"Luke! Pass doch auf! Ich hatte schon geplant, was wir damit machen könnten...", sagte Katie und stieg hustend aus dem Zug aus. Es war ein Jammer um die Stinkkügelchen.
"Bis später, Skywalker!", rief sie ihm noch hinterher. 'Skywalker' war ihre Standard-Antwort, wenn er sie mal wieder Kittycat nannte. Jetzt stand sie allein vor ihrem Gepäck (was gar nicht so viel war, aber Luke übertrieb ja immer maßlos. Okay, vielleicht hätte sie ein paar von den Dr. Filibusters Feuerwerkskörpern zu Hause lassen können...) und hielt nach einer freien Kutsche ausschau. Am Ende landete sie schließlich in einer noch fast leeren Kutsche.

Amalie mochte Phoebe. Sie waren im selben Haus und hielten ab und zu einen Plausch im Gemeinschaftsraum. Sie waren schon irgendwie Freunde, aber wirklich gute Freunde konnte man das nicht nennen. Die Luft war warm und schwül, ein gelegentlicher Windhauch entspannte Amalie's Haut. Eigentlich wollte sie, dass die Kutsche einfach nur losfahren soll, aber dann kam Luke. "Hey Luke." Sie waren weder in einem Haus, noch in einem Jahrgang, aber Luke war ihr sehr sympathisch. Das kam wirklich nicht oft vor, dass so viele Menschen die Amalie mag auf einem Haufen waren.
"Wie gehts dir Lucas?"

Der Zug war schon so gut wie leer, als auch Veronica mitsamt ihrem Gepäck ausstieg. Die meiste Zeit der Zugfahrt hatte sie verschlafen, um den letzten Rest Ruhe und Frieden zu genießen, bevor der Stress und der Schulalltag sie einholten.
So sehr sie ihre Freunde zu hause vermissen würde, freute sie sich doch auch darauf, ihre Freunde in Hogwarts wieder zu sehen.
Veronica atmete, nachdem sie ausgestiegen war, tief ein, was sich als großer Fehler erwies: es stank fürchterlich.
Sie verzog das Gesicht und setzte sich in die nächstbeste Kutsche.

"Ver!", reif Katie laut und umarmte Veronica, die nicht darauf geachtet hatte wer alles noch in der Kutsche saß und so war der Überraschungsmoment auf Katie's Seite.

Veronica erschrak fürchterlich, als Katie sie so überfiel. "Katie!", rief sie, nachdem sie den Schock überwunden hatte.
"Meine Güte, du sollst mich doch nicht so erschrecken! Warn mich das nächste mal lieber vor, sonst bekomme ich noch einen Herzinfarkt.", rügte sie ihre Freundin. Sie freute sich Katie wiederzusehen.
Als sie an deren Klamotten diesen speziellen Geruch ausmachen konnte, sah sie sie gespielt vorwurfsvoll an.
"Also dir haben wir den Gestank am Bahnsteig zu verdanken."

Luke schaute Amalie etwas verwirrt in die Augen. "Seit wann nennst du mich denn Lucas? Ams, ich dachte, die Phase wäre vorbei." Er zwinkerte ihr zu und wühlte in seiner Tasche herum. "Weißt du noch, ich habe dir doch vor den Ferien erzählt, dass ich eine Woche in Kanada bin, kannst du dich daran noch erinnern? Jedenfalls.." Er zog ein kleines, relativ rundes Päckchen aus seiner Tasche. "Ich habe dir was mitgebracht." Er streckte ihr die Schneekugel entgegen. Er wusste, wie gerne sie die Dinger sammelte, auch wenn es für ihn völlig unverständlich war.

Sichtlich erfreut darüber, endlich wieder in Hogwarts zu sein, sprang Shane aus dem Zug, hievte ihren Koffer heraus und suchte eine freie Kutsche.
"Hogwarts...", flüsterte sie zufrieden und ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht.
Als sie eine Kutsche fand, setze sie sich hinein und wartete ungeduldig darauf, dass sie sich in Bewegung setzte.

Amalie schmunzelte. "Entschuldigen sie mein Herr." Sie wartete gespannt bis er zu Ende geredet hatte. Als er das Päckchen rausholte, nahm sie es entgegen und umarmte ihn herzlich. "Wow ist das nett von dir!" Sie war so geflasht aber das war nichts wie nachdem sie es ausgepackt hatte. Ein schriller Quietscher fuhr von Amalie aus. "Du bist ein Schatz!!" Vor lauter Freunde gab sie ihm ein Küsschen auf die Wange. Neugierig begutachtete sie das neuste Stück ihrer Sammlung. Es war wunderschön.

"Dieses Mal bin ich völlig unschuldig! Das verdanken wir Luke.", erwiderte Katie. Sie verscheuchte ein paar Zweitklässler, die in ihre Kutsche wollten und lehnte sich schließlich zurück, als sich das Gefährt in Bewegung setzte. "Und was hast du den Sommer über so getrieben?", fragte sie.

"Ihr Zwei..", meinte sie kopfschüttelnd. Die Kutsche fuhr los und Veronica erzählte von ihren Ferien.
"Ach, das Übliche, London unsicher machen, Die liebe Verwandtschaft besuchen und dabei versuchen, dass meine Eltern nicht rund um die Uhr arbeiten - erfolglos, wie sich versteht, an wunderbaren Stränden in Sonne und Meer baden.. und kaum ist man wieder im Lande, ist das Wetter zum im-Bett-verkriechen.", meinte sie und beäugte dabei kritisch die grauen Wolken.
"Und du? Was hast du so gemacht?"

Luke war etwas perplex, als Amalie ihn plötzlich so stürmisch umarmte. Sie war nicht gerade eine Person, die zu Gefühlsausbrüchen neigte. "Hab ich doch gern gemacht. Und das wusste ich schon längst." Er schnitt eine Grimasse um zu zeigen, dass er Letzteres nicht ernst meinte. Außerdem hatte sie ihn etwas verlegen gemacht, was er jedoch gekonnt überspielte.

"Es würde Stunden dauern, dass jetzt alles aufzuzählen, aber Luke und ich hätten beinah Einreiseverbot in Kanada erhalten. Zum Glück konnte Dad die Situation retten. Oh, und ich hab mein Wissen über Muggel-Streiche weiter ausgebaut.", erzählte Katie. "Du solltest uns in den nächsten Ferien mal besuchen kommen."

"Ich habe das Gefühl, so genau will ich garnicht wissen, was ihr angestellt habt.", meinte sie lachend.
"Klar, ich komme euch gerne mal besuchen! Sofern man das denn auch unbeschadet überlebt.", fügte sie zwinkernd hinzu.
Veronica zog ihre Jacke etwas weiter zu. Verglichen mit südamerikanischen Stränden war das hier ein Kühlschrank, zumal sie sowieso schnell fror.

Matt war so vertieft in sein Buch gewesen, dass es ihm gar nicht aufgefallen war, dass sie schon in Hogwarts waren. Erst als ihn irgendwer fragte, ob er nicht auch aussteigen wolle, merkte er, dass er wieder in seinem 2. Zuhause war. Deshalb steckte Matt schnell das Buch weg, nahm sein Gepäck und verlies den Zug. Draußen am Bahnsteig war so gut wie keiner mehr und so musste Matt sich eine Kutsche mit Schülern teilen, die erst in die 2. oder 3. Klasse gingen. Es war ihm etwas unangenehm mit den "kleinen Kindern" in einer Kutsche zu sitzen, da sie ziemlich nervten. Matt war sichtlich erleichtert, als er endlich den Umriss des Schlosses konnte. Er konnte es kaum erwarten, diese Kutsche zu verlassen, weg von diesen Nervensägen zu kommen und endlich wieder in der Großen Halle zu sitzen.

Als sich die Kutsche mit Schülern füllte, überwiegend 3. und 4. Klässler, fühlte Shane sich sichtlich unwohl. Sie fand in dem ganzen Trubel draußen keinen ihrer Freunde und musste sich nun mit den Jüngeren abgeben.
Als einer der Jungs ihr mit dem Ellebogen ins Gesicht schlug, bleib sie jedoch ruhig, hüstelte und sagte: "Das war mein Gesicht, aber kein Thema macht ja nichts!". Sie schüttelte den Kopf. Der Junge schaute sie einige Sekunden lang an, die Mädchen kicherten.
Shane hoffte darauf, dass sich die Kutsche endlich in Bewegung setzte, und tatsächlich tat sie dies endlich. Ihr Herz begann zu rasen, sie freute sich so sehr darüber, zurück zu sein. Zuhause zu sein.

"Wenn dir jetzt schon kalt ist, dann komm erst mal nach Irland. Und erst der Regen, herrlich.", neckte Katie Veronica.
Schließlich hielt die Kutsche vor dem Schloss und sie sprang mit einem Satz hinaus. Sie blickte lächelnd die hohen Türme hinauf. Dieses Jahr würde etwas Besonderes werden, denn es war das letzte Jahr, dass sie zusammen mit ihrem Bruder hier verbringen konnte, bevor er seinen Abschluss machte.

"Ach, fünf Schichten Klamotten und eine Kanne heißer Tee sollten das schon regeln.", antwortete Veronica und schnitt Katie eine Grimasse.
Dann stieg auch sie - nicht ganz so stürmisch wie Katie - aus der Kutsche aus und betrachtete ihre geliebte Schule.

Als die Kutsche endlich stehen blieb, ließ Shane erst einmal die Kinder aussteigen und stieg dann selbst, langsam, mit Blick auf die Türme, aus der Kutsche. Sie hievte ihr Gepäck heraus und stellte sich neben Veronica, die ebenfalls das Schloss zu bertrachten schien.
"Hi, schönen Sommer gehabt?", fragte Shane Veronica.

"Hey! Ja, mein Sommer war klasse. Strand, Meer.. was will man noch? Und du, wie war dein Sommer?", antwortete sie Shane.

Shane lächelte. "Das ja super. Naja meiner war, wollen wir es mal nett ausdrücken, erträglich. Ich kenne jede Ecke Philadelphias mittlerweile auswendig."

"Fahr doch in den Ferien mal woanders hin. So richtig Urlaub mit ein paar Freunden, oder ein Roadtrip oder sowas.", schlug Veronica vor.
Sie würde wohl irgendwann eingehen, wenn sie jeden Sommer nur durch London laufen würde.